Die Kunst der tatarischen Stickerei - Nurislam Siraci

ab Januar 2021

Frankfurt

Text: Nurislam Siraji   (Übersetzung: Alsu R.)

Die Kunst der tatarischen Stickerei hat ihre Wurzeln in der Antike. Ihre großartigen Proben, die zu Zeiten der Goldenen Horde, der Wolga Bulgarien und des Kasaner Khanats entstanden sind und sich weiter verbessert und weiterentwickelt haben, erreichten unsere Tage.

 

Das für die Kasaner Tataren charakteristische Pflanzen- und Blumenornament schmückt seit jeher Kleidung, Geschirr und Haushaltsgegenstände und verschönert den Alltag, die Wohnung und das Leben der Tataren.

Die Verwendung von Blumenmustern in tatarischen Stickereien zeigt ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur und spiegelt die Traditionen, Bräuche und die Geschichte des Volks wider. Aufgrund der Tatsache, dass die traditionelle Religion der Tataren das Bild von Menschen, Vögeln, Tieren nicht begrüßt, werden ihre Abbildungen und Silhouetten häufig verschleiert (stilisiert) in Form von Blumen, Pflanzen, Mustern dargestellt.

 

Ein weiteres Merkmal der traditionellen tatarischen Stickerei ist die Polychromie – die Verwendung verschiedener, leuchtender Farben, die wiederum ein Gefühl von Feierlichkeit und guter Laune erzeugen.

Prächtige Blumenkompositionen, die von tatarischen Stickerinnen geschaffen wurden, beeinflussten einst die Kreativität anderer muslimischer (türkischer) Völker Zentralasiens, Kasachstans, Aserbaidschans sowie anderer benachbarter Völker der Wolga-Region und des Urals.

In der tatarischen Stickerei werden solche Blumen wie Tulpe, Pfingstrose, Aster, Mohn, Nelke usw. am häufigsten verwendet. Sehr oft findet man Blumen und Blätter verschiedener Arten und Farben auf einem Stiel.

 

ARTEN VON STICKEREIEN

1. Tambour-Stickerei (Elmäle) Diese Stickerei kann als die älteste und die beliebteste unter den Tataren bezeichnet werden. Es wird sogar oft im Volksmund „Tatar“ genannt. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es mit einer Nadel durchgeführt, später begann man neben der Nadel einen Haken und einen Stickrahmen zu verwenden. Diese mehr als zweitausend Jahre alte Stickereiart ist bis heute beliebt und aktuell.

 

2. Satinstich (Şoma çigü) Diese Art der Stickerei war bei den Kasaner Tataren weniger beliebt, ihre weite Verbreitung beginnt  Mitte des 20. Jahrhunderts. Praktisch kann der Plattstich in zwei Arten unterteilt werden: Füllung (der Blume/ des Blattes) mit einer Farbe oder glattes Füllen mit einem Faden derselben Farbe, aber in 3-5 Farbtönen (von dunkleren bis helleren Tönen).

 

3. Goldstickerei (Uqalap çigü) Diese Art der Stickerei erschien in der Antike und war im Osten und bei den türkischen Völkern beliebt. Es wird mit Gold-, Silberfäden oder Gimpen (fr. Cannetille) ausgeführt. Es ist zu beachten, dass diese Art der Stickerei als eine der komplexesten, teuersten und schönsten gilt. Kasaner Handwerker bestickten meisterhaft mit Hilfe von goldenen Fäden und Gimpen Kopfbedeckungen Kalfak (w) und Schädelkappen (m) (Tübetei), tatarische Lederstiefel (Ichigi), tatarische Lederschuhe (Chuvyaki), sowie weit über den Wolga-Ural hinaus bekannte „Kazaner Handtücher“.

 

Es ist zu beachten, dass tatarische Handwerkerinnen am Ende des 19. und frühen 20. Jahrhunderts für ihre Stücke berühmt waren, sie schufen unvergleichliche Werke mit Tambour, mit Perlen, mit Goldstickerei und Seidenbandstickerei.

 

Die Erhaltung, Wiederbelebung und Verbreitung dieser Kunstform, die uns von unseren Großmüttern geerbt wurde, ist unsere Pflicht und Verantwortung!

 

Zu diesem Zweck ehrt es uns, eine Reihe von Online-Workshops („Master-klass“) über traditionelle tatarische Stickereien mit Unterstützung von Nurislam Siraji, einem Experten aus Kasan (Tatarstan), zu organisieren und durchzuführen. (https://www.azatliq.org/a/29232505.html)

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